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17.12.2014

Mit dem Kind im Krankenhaus Ein Erfahrungsbericht

Lange sind wir in letzter Zeit um Krankenhausaufenthalte herum gekommen. Vor ein paar Tagen ließ es sich allerdings nicht vermeiden: das Kind krampfte ohne Ende, so dass es auch mir als erfahrener „Krampf-Mutter" nicht mehr geheuer vorkam und ich mit der neunjährigen Tochter die Rettungsstelle eines Berliner Krankenhauses aufsuchte. Die Aufnahme wurde rasch beschlossen und es ging „auf Station".

„Immerhin eine Kinderstation mit neuropädiatrischem Schwerpunkt. Die kennen sich aus mit epileptischen Anfällen und werden auf Anfallskinder eingestellt sein.", dachte ich mir. Im Aufnahmegespräch mit der Schwester stellte sich heraus, dass der Aufenthalt für mich als Mutter doch so seine Herausforderungen mit sich bringen würde.

Ein Pflegebett zur sicheren „Aufbewahrung" meiner Tochter nicht vorhanden. "Sicher" bedeutet in unserem Fall: ein Bett in Erwachsenengröße, allerdings mit hohen Wänden ohne Gitterstäbe, die im Falle eines Anfalls zur Unfallgefahr werden könnten. Hohe Wände sind notwendig, da mein Kind – um im Fachjargon der Pflegeversicherung zu sprechen – zu den Menschen mit sehr eingeschränkter Alltagskompetenz zählt. Sie kann die Gefahr nicht abschätzen, die es mit sich bringt, wenn man sich über den niedrigen Rand des Bettes beugt. Ein Genickbruch beim Sturz aus dem Bett wäre die schlimmste aller denkbaren Konsequenzen.

Die Toilette (für mich) in 40 m Entfernung über den Gang bedeutet, ich muss jedes Mal nach der Schwester klingeln und fragen, ob ich mal auf´s Klo darf, damit sie in der Zeit beim Kind bleibt.

Simple logistische Fragen, wie etwa noch mal kurz nach Hause zu fahren um Sachen für den stationären Aufenthalt zu holen, werden zu einem Projekt. Da die Pflegekräfte wegen Personalknappheit – und fehlendem passendem Bett für meine Tochter – das Kind nicht einmal für zwei Stunden beaufsichtigen könnten, müssen die verfügbaren persönlichen Ressourcen her. Der Großvater – Gott sein Dank in Berlin wohnend und ob seines Alters „noch" einsatzfähig – muss kommen und bei ihm bleiben. Die Option, das Kind über Nacht alleine in der Klinik zu lassen, um das andere Geschwisterkind zu versorgen und vielleicht die Situation zu „nutzen", um auch einmal eine Nacht durchzuschlafen, stellt sich so natürlich erst gar nicht. „Wir könnten sie fixieren, aber das wollen wir doch alle nicht ...." machen die Entscheidung leicht.

Und wenn man dann als Mutter eh vor Ort ist, ist es doch natürlich, dass man alle Pflegetätigkeiten gleich mit übernimmt. Diese Erwartungshaltung an pflegende Angehörige wird nicht laut ausgesprochen, ist aber latent vorhanden. Der schönste Lohn für seinen Einsatz ist dann noch das Dankeschön der eilenden Schwester.

Augen zu und durch, muss auch in so einem Fall das Motto der (Haupt)Pflegeperson lauten. So wie im „normalen" Leben auch, bleibt sie in erster Linie auf sich alleine gestellt und organisiert eben, was organisiert werden muss und kann.

Wir werden auch das überstehen, wie so vieles, was schon hinter uns liegt: schlaflose Nächte mit piepsenden Monitoren, nicht abdunkelbaren Zimmern, Campieren auf dem Feldbett und Aufschrecken bei jedem Geräusch vom Bett der Tochter. Sie könnte aufgewacht sein und sich just in diesem Moment aus dem Bett beugen ...

Claudia Groth, erste Vorsitzende des Kinder Pflege Netzwerk e.V., nach einem Krankenhausaufenthalt in 2012. Die Beschreibung ist leider immer noch aktuell.

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Kinder Pflege Netzwerk
für Familien mit chronisch kranken, behinderten und/oder pflegebedürftigen Kindern und Jugendlichen e.V.